Driftwood-Fins

Finnen fürs Riversurfen am Eisbach

 

Fast jeder, der das erste Mal auf Wolfrik Fischers Wirkungsstätte zugeht denkt an eines: Die Werkstatt des Meister Eder und sein Pumuckl idyllisch in einem Hinterhof gelegen. Nur deutlich größer und statt Geschreinertem wird man schon beim ersten Blick hinein durch die Fensterfronten von einem unglaublicher Mix an winzigen bis riesigen Plastiken, Modellen, Filmplakaten und Maschinen überwältigt. Dummies von allen nur erdenklichen Süßigkeiten – der erste Biss in einen frisch angebotenen Krapfen oder Schokolade sollte daher mit Bedacht erfolgen – hier weiß man nie, ob es sich nur um einen Dummi aus Plastik oder doch das essbare Original handelt. Was ist da los in dieser Wunderwelt-Werkstatt? Wolfrik ist Spezial-Effekter. Hier werden Modelle und Dummies für Film und Werbung gebaut, z.B. ein ganzer Bergbaustollen wird maßstabsgetreu nachgebaut und mit Wasser geflutet, um eine Katastrophe für einen Film nachzustellen. Daher u.a. auch die vielen bekannten Filmplakate: Die darin gezeigten Spezialeffekte kommen von Wolfrik. Aber was hat das alles mit der Eisbachwelle zu tun? Wolfrik ist Profi im Modellbau und in der Verwendung und Mischung verschiedenster Materialien. Und Wolfrik vergnügt sich seit den frühen 70er Jahren am Eisbach. Dazu kommt noch ein ganz besonderes Ereignis in seinem Surferleben. Das Ergebnis: Driftwood-Fins –  Finnen extra für das Eisbachsurfen entwickelt.  

Interview mit Wolfrik Fischer, Gründer und Inhaber der Local Brand Driftwood-Fins

Seit wann bist du am Eisbach? Seit meinem 15 Lebensjahr, also seit 1977. Damals sind wir mit einem Holzbrett und Seil gegen die Strömung am Eisbach gesurft, mal bei der Schülerwiese, mal direkt bei der Brücke, wo später dann die Welle stand (mehr zu Wolfrik als Local Surfer am Eisbach).

Und wie kamst du überhaupt dazu? Einerseits durchs Skateboarden. Ich war wohl einer der ersten, die in München ein Skateboard besessen hatten – da war ich gerade mal 13. Wir waren immer mit unserer kleinen Truppe beim Skaten in den Isaranlagen und den Hang neben dem Haus der Kunst runter auf den Parkplatz, lange bevor das P1 da war. Irgendwann hat einer von uns das mit dem Brettlrutschen auf dem Eisbach gemacht. Ziemlich zeitgleich mit Dieter Deventer. Andererseits kam noch dazu, dass ich schon ab 1972 jedes Jahr bis zu meinem 20. Lebensjahr die Sommerferien am Atlantik in Frankreich verbracht habe. Zuerst war ich einfach nur Bodysurfen ohne Brett. Dann haben wir uns Styropordeckel von Fischbeähltern zu Bodyboards zusammengetaped. Und ab 1977 hat man dann als Jungvolk am Atlantik mit Windsurfbrettern erste Wellenreitversuche gestartet. Wellenreiten am Meer kannte ich also schon. Auf der Welle am Eisbach habe ich meine ersten Versuche erst im Frühjahr 1980 gemacht.

Und wie kam es dann dazu, dass du mit der Entwicklung von Finnen fürs Flusssurfen begonnen hast? Das kam erst Jahrzehnte später. Allerdings liegt der Grundstein dafür in Frankreich im Sommer 1980: Meine Eltern haben mich immer nur bei grüner Fahne, also bei fast keinen Wellen, Surfen gehen lassen. An diesem einen Tag hatte es gelbe Fahne mit recht großen Wellen und ablandigem Wind. Meine französischen Freunde haben schon auf mich gewartet und ich musste meine Eltern überlisten. Zum Glück haben die an diesem Tage einen Ausflug gemacht und ich habe einfach Übelkeit vorgetäuscht. Kaum waren die Eltern weg, bin ich zu meinen Freunden ins Wasser. Und dann passierte es: Auf einer Welle muss ich mir bei einem Cut-Back das Board voll gegen den Kopf geschlagen haben, so dass ich einen Black-Out hatte und erst wieder am Strand zu mir kam, als alle um mich rum standen. Mir gings so richtig übel. Ich konnte mich irgendwie noch heim ins Bett schleppen. Meinen Eltern konnte ich natürlich nichts davon erzählen, genauso wie dem Arzt bei dem wir kurz darauf waren. Man hat mir angesehen, dass es mir nicht gut ging. Ich hatte eine richtige Gehirnerschütterung und war absolut fertig. Ab diesem Moment war Surfen für mich gestorben. Ich habe mich nicht mehr ins Wasser getraut. Ich war traumatisiert.

Aber du Surfst doch wieder und du hast ganz besondere Finnen entwickelt? Ja, ich habe eine lange Pause gemacht: Für über 2 Jahrzehnte! Meine Kinder haben mich wieder zum Surfen gebracht. Das war 2002, als mein älterer Sohn im Internet etwas von der Floßlände gelesen hatte und nun unbedingt dort Surfen wollte. Also haben wir das Bodyboard auf den Rücken geschnallt und haben einen Radausflug zur Floßlände gemacht. Ich kannte sie nicht und wir haben sie auch nur durch Zufall gefunden, als wir eigentlich schon wieder umgekehrt waren. Und gerade als wir motiviert ins Wasser wollen rät uns Richard ab: Hier könnt ihr nicht bodyboarden, weil schon zum Ssurfen zu wenig Wasser im Kanal ist. Dann haben wir endgültig den Rückweg angetreten. Aber ich wollte mit den Kids an der großen Welle am Eisbach wenigstens vorbeigefahren sein. Und als wir da stehen und begeistert zuschauen sagt mein Sohn zu mir: Jetzt spring doch mal rein Papa. Zwei kurze Ritte und kurz darauf hatten wir ein Surfboard gekauft. Damit bin ich dann immer an die Floßlände und habe 2 Jahre lang verzweifelt geübt. Ich bin rübergefahren und immer beim Cut-Back eingefroren, wie versteinert. Das Gewicht immer schön auf dem hinteren Fuß. Und so dann verharrt, „zack“ bis auf den Grund und Finnen ab! Immer und immer wieder. Finne für Finne. Und das als Skater, Snowboarder und Brettlrutscher. Ich wusste nicht was da los ist und meine Frau fand das auch eigenartig. Bis sie mich mal gefragt hat, ob ich irgendwann mal ein Trauma hatte. Und dann kam es mir. Ich hatte den Unfall 1980 in Frankreich völlig verdrängt. Ich hatte wirklich ein Trauma. Am Fluss bin ich beim Turn immer eingefroren wie damals bei meinem Black-Out. Ab da konnte ich bewusst daran arbeiten und endlich Fortschritte machen, so dass ich 2004 von Nobs überredet zum Eisbach ging. Aber von dem ständigen Finnenabbrechen war ich motiviert, selbst unkaputtbare Finnen zu entwickeln – aus reinem Eigennutzen. Der Unfall 1980 war also der Grund warum ich anfing Finnen zu entwickeln. Außerdem hat mich Guido von Buster, von dem ich ein neues Brett hatte, motiviert: Wenn du schon Finnen baust, dann doch gleich welche für alle Surfer am Fluss. Mehr zur Entwicklung der einzelnen Finnen-Modelle erzählt Wolfrik hier im Interview als Local Artist.

Mit welchen Local Brands hat Driftwood-Fins Kontakt? Buster, Santo Loco, Planet Sports, Coco Customs. Für Coco´s Surfboards habe ich die Finnen sogar extra angepasst, weil Coco auf Power Drive Finnensysteme mit den speziellen, verschiebbaren Plugs schwört.

Dirft Wood Fins hat mittlerweile ein ganzes Surfteam am Eisbach: Yoyo Terhorst schon von Anfang an als Test- und Teamfahrer, Gerry Schlegl, Paul Günther, Guido von Buster, Steve Ratzisberger und ein paar mehr. Teamfinnen sind Rotorange gefärbt. Sonst bekommt niemand solche. Gerry´s Lieblngsfinne ist die RSF1 mit der er alle Kontests abgeräumt hat. Für WSG hat er die noch schwarz und gelb besprüht, so dass sie wie eine Deutschlandflagge aussah.

Wie kommt es zum Namen Driftwood-Fins? Der Achim Kreipl, der der die CAD-Daten für die Finnen erstellt, der hatte 2000-2002 rum den Plan Skate-Longboards zu bauen. Seine Skatelongboards sind bekannt und Driftwood-Boards ein eingetragener Markenname. Driftwood-Boards – Driftwood-Fins. Wir waren beide in einer Werkstatt und jeder hatte einen Namen. Irgendwann ist Achim zu BMW gegangen und hat die Longboardproduktion aufgegeben. Finnen gibt’s noch! Driftwood-Fins passt perfekt, weil das übersetzt „Strandgut“ oder „Treibholz“ heißt, das was es so am Strand anspült. Und was gäbe es für einen besseren Namen für eine Finne, die abgebrochen ist?! Ein Surfer verliert seine Finne nur dadurch, dass sie abbricht. Und dadurch sind sie letztlich nur Treibgut – am Eisbach bei der Bachauskehr sind die abgebrochenen Finnen in der nächsten Bachstufe Treibgut. Und wie oft habe ich selbst am Anfang meine eigenen Finnen abgebrochen und als „Drift Wood“ irgendwo anspülen lassen!?

Worauf dürfen wir Flusssurfer uns aus dem Hause Driftwood-Fins gespannt sein? Ein neuer Finnen-Shape! Mir macht das einfach riesen Spass daran zu tüfteln. Der neue Shape wird interessant. Optisch wird jeder hinten diesen Ausschnitt, den Bogen vermissen. Aber genau diese ungewohnte neue Form macht es aus! Damit habe ich den Punkt auf der Gratwanderung zwischen Wendigkeit und Stabilität gefunden!

Mehr Infos zu den verwendeten Materialien, Verarbeitungstechniken und verschiedenen Finnenmodellen für den Eisbach gibt Spezial-Effekter Wolfrik im Interview als Local Artist auf eisbachwelle.de hier.

Wenn ihr wissen wollt, was Wolfrik seit den 70er Jahren am Eisbach so erlebt hat, dann geht auf das Interview mit ihm als Local Surfer hier.

Alles rund um die Local Brand Driftwood-Fins findet ihr unter: www.driftwoodfins.de