Yoyo Terhorst
Eisbach München River Surfer seit 1994
Ein echter Profi-Surfer vom Eisbach in München? Ja: Yoyo Terhorst! Seine Profession ist Surfen und aktiv immer die richtigen Sponsoren finden. Er muss ja nicht gleich Kelly Slater im Contest schlagen, aber alles in seinem Leben dreht sich um Surfen, auch das Finanzielle. Seit den 90er Jahren ist der Eisbach, die Floßlände und die Münchner Surfszene entscheidender Bestandteil seines Lebens. Eisbach-Surfen ist für Yoyo nach wie vor die beste Praxis, um für den nächsten Surftrip fit zu sein. Er ist sehr viel unterwegs: In den letzten Jahren hat er mehr Zeit in Meeresbrandung verbracht als in München. Für Yoyo ist klar: In Deutschland kann er in keiner anderen Stadt leben als in München; und wenn er auch in 10 Jahren nicht mehr hier leben sollte, so würde er immer als Surftourist an den Eisbach nach München kommen, obwohl es bis dahin, wie Yoyo vermutet, vielerorts Wellen im Stile des Eisbach-Originals geben werde. Wer das Interview mit Yoyo Terhorst liest, erfährt seine Theorie vom Surfen in 4D am Meer und in 3D am Eisbach und sieht, wie sich mittlerweile drei Generationen von Surfern am Eisbach treffen.
Seit wann bist du am Eisbach? Yoyo Terhorst: Das erste Mal war ich 1994 am Eisbach, wurde aber gleich wieder zur Floßlände weggeschickt. Da bin ich dann 7 Jahre lang surfen gewesen. Zwischendurch bin ich immer wieder zum Eisbach gegangen und habe es dort probiert. Das hat allerdings wenig Spass gemacht, weil ich an der Floßlände super Surfen konnte im Gegensatz zum Eisbach, wo es noch dazu mit den Locals stressig war.
Wie kamst du 1994 zum Eisbach-Surfen? Yoyo Terhorst: Ich weiß nicht mehr warum, aber ich wollte schon als Kind surfen und hab alles Taschengeld gespart, um mir irgendwann ein Surfbrett kaufen zu können. 1992 war es so weit: Beim Sylt-Urlaub mit meinen Eltern habe ich mit Surfen endlich angefangen. Also daher das Surfen. Und den Eisbach kenn ich schon von ganz früher, weil ich da als Kind mit den Eltern immer wieder beim Baden war. Die haben mich dann auch nach dem Sylt-Surfurlaub motiviert, mal an der Eisbachwelle das Surfen auszuprobieren.
Was bedeutet der Eisbach und die Welle für dich und dein Leben in München? Yoyo Terhorst: Ich kann nicht mehr studieren, ich kann nicht mehr regulär arbeiten. Nur fürs Surfen steh ich gern auch mal um 6 Uhr morgens auf. Der Eisbach ist der Hauptgrund dafür, dass ich mein Fernstudium in Erding begonnen habe: So kann ich neben all meinen Surftrips immer auch Surfen gehen, wenn ich in München bin. Wegen dem Eisbach wollte ich unbedingt zum Studieren in München bleiben. Nur klar: Der Eisbach hält mich weitgehend vom Arbeiten und Studieren ab. Im Endeffekt hat mich die Eisbachwelle so weit beeinflusst, dass ich mein ganzes Leben auf Surfen ausgelegt habe. Alles rundherum passiert nur, damit ich surfen gehen kann. Mein Studienfach „Sportmanagement“ habe ich auch extra so gewählt, dass ich später mal in der Surf- und Boardsport-Branche arbeiten kann. Da muss mich wohl auch Dee Dee Wallauers legendärer Blue Wave Surfshop geprägt haben. Da habe ich ja schon als kleiner Bub Surfboards repariert. Als ich in Australien gelebt habe, habe ich in der Fabrik von Diverse Surfboards gearbeitet. Und jetzt in München repariere ich neben dem Studium Surfboards im Santo Loco Surf- und Skateshop. Dieser flexible Job kombiniert mit meinem Fernstudium und die Unterstützung meiner Sponsoren erlauben es mir jedes Jahr mehrere Monate auf der ganzen Welt zum Surfen unterwegs zu sein. Und immer wenn ich in München bin – und das ist weniger als 6 Monate pro Jahr – dann kann ich am Eisbach surfen. Perfekt. In Deutschland könnte ich in keiner anderen Stadt leben.
Und das Adrenalin beim Eisbachsurfen? Yoyo Terhorst: Das verschaffen mir eigentlich hauptsächlich die Anfänger!
Und als du selbst mal Anfänger warst? Yoyo Terhorst: Da gabs viel Adrenalin! Ich habe sogar immer andere Surfer-Freunde angerufen, um nicht alleine Surfen gehen zu müssen. Damals waren noch nicht so viele Surfer am Eisbach. Es war also gut, jemanden dabei zu haben, falls man sich mal verletzt und natürlich auch wegen dem Spassfaktor. Damals konnte es auch passieren, dass du alleine am Eisbach bist. Ich surfe lieber mit guten Freunden als ganz alleine. Auch heute noch. Am besten sind die Sessions mit Freunden, wo es richtig mit Action abgeht. Da probiert man bei jeder Fahrt neue Tricks. Da ist immer jede Menge Adrenalin dabei. Surfen allein erzeugt dagegen eher unterschwellig Adrenalin. Ohne Adrenalin würde ich sicher nicht Eisbachsurfen. Einen Adrenalin-Kick bekomme ich auch, wenn ich das erste Mal nach einem längeren Surftrip wieder an den Eisbach komme: Das ist oft wie ein Schock, so anders, da muss ich erst wieder total umdenken. Und das ist pures Adrenalin!
Hast du fürs Eisbachsurfen schon mal deine besten Freunde vorsätzlich versetzt? Yoyo Terhorst: Meine besten Freunde sind alle vom Eisbach. Ich selbst wurde schon oft von anderen, vor allem vom Gerry versetzt. Aber das ist verständlich. Klar, ich habe schon Notlügen erfunden, weil ich mehr Lust auf Eisbachsurfen hatte als auf irgendein vereinbartes Treffen.
Neben Surfen deine liebste Tätigkeit in München? Yoyo Terhorst: Feiern und mit den Jungs Gas geben. Egal was. Weil ich so wenig in München bin, ist das immer super.
Lebensunterhalt: Fernstudium Sportmanagement, Boards reparieren im Santo Loco, und natürlich von meinen Sponsoren bezahlt surfen gehen.
Und wie ist das zeitlich mit Eisbachsurfen vereinbar? Yoyo Terhorst: Ideal: Immer wenn ich in München bin und Lust habe!
Surfst du nachts? Yoyo Terhorst: Im Sommer schon.
Im Winter? Yoyo Terhorst: Ja. Aber nur wenn mich jemand mit dem Auto mitnimmt. Sicher nicht täglich.
Mit wem gehst du am häufigsten Eisbachsurfen? Yoyo Terhorst: Mit meinen Jungs von der fus-crew. Tao, Gerry, Tobi, Hias, Andy, Simon, Max, Flori, Juni, Manuel, etc. – wir machen alles zusammen.
Wie viele Eisbachsurfer kennst du gut? Yoyo Terhorst: Fast jeden Tag treff ich die fus-crew-Jungs. Zudem gibt es etwa 50 Surfer, die man öfter mal trifft.
Wie viele schätzt du gibt es insgesamt in München? Yoyo Terhorst: Aktive Eisbachsurfer evtl. 500 – 600. Und evtl. 2000-3000, die schon mal Eisbachsurfen probiert haben. Ich kann das nicht einschätzen. Kommt mir ewig viel vor. Mir kommt es so vor, als ist wirklich jeder mit dem ich rede, irgendwie Surfer. Jeder hier war schon mal am Meer in einem Surfcamp. Und dazu noch all die Surf-Touristen die extra mal an den Eisbach gekommen sind – da kenn ich allein einige! Surfer gibt’s also unzählige in München.
Du erlebst die Wellenreitszene am Eisbach schon seit Jahren – gibt es da Entwicklungen die dich besonders freuen oder nerven? Jojo Terhorst: Cool ist dieser Kern von 50 Leuten, die man oft trifft und die man immer anrufen kann wenn etwas ist. Die sind durch den Eisbach so miteinander verbunden, auch wenn sie sonst nicht so viel miteinander zu tun haben. Blöd ist der Boom, an dem ich und einige andere natürlich mitbeteiligt sind. Schade ist die Bürokratie um die Surfgeschichte am Eisbach. Das Negativste für mich sind all die „Pseudosurfer“ am Eisbach. Da versteht jeder was damit gemeint ist. Das gab es früher nicht. Mich hat mal jemand gefragt: Du surfst doch sicher wegen den Frauen. Das Lustige ist, dass ich Frauen total doof fand, als ich mit Surfen angefangen habe. Positiv ist, wie das ganze Eisbachsurfen und die Lebenseinstellung auf die jüngere Generation über geht. Von den alten Locals, wie Dee Dee und Günni, über uns bis zu den Kids, wie z.B. Manuel. Es sind mittlerweile 3 Generationen an Eisbachsurfern an unserer Welle. So wie Günni mich früher mit seinem Auto zum Eisbach zum Surfen mitgenommen hat, so machen wir das heute mit den Kids.
Ist es dir schon passiert, dass der Eisbach im Ausland bereits bekannt war? Yoyo Terhorst: Oft. Ich habe mich mal mit Kelly Slater auf der Tracks-Party unterhalten und der kannte den Eisbach gut, sogar den „grumpy old local“. Oder direkt bei dem weltbekannten Surfspot Snapper Rock hängt im Kiosk vorne am Point ein Foto vom Eisbach. Viele Australier am anderen Ende der Welt kennen den Eisbach in München.
Welche Profisurfer und Stars hast du schon am Bach gesehen? Yoyo Terhorst: Evtl. Taylor Knox, aber da war ich noch ein Kind und bin mir nicht mehr so sicher. Ein paar Profisurfer von der World Qualifing Series waren schon am Eisbach. Marlon Lipke, Jay Thomson, Adrian Bucan, Nico von Rupp – die waren alle zum Oktoberfest 2009 am Eisbach.
Was geht dir durch den Kopf, wenn du jemanden mit Neo & Board unterm Arm durch München ziehen siehst? Yoyo Terhorst: Wenn ich ihn kenne: Hau rein! Wenn nicht: Schon wieder so´n Spast.
Was würde wohl deinen Eltern dabei durch den Kopf gehen? Yoyo Terhorst: Die sagen ja schon zu mir „du bist nicht ganz sauber“, wenn ich im Winter an Eisbach gehe. Aber im Sommer ist das schon ganz normal. Die Leute kennen die Eisbachsurfer.
Was ist dein favorite Move am Eisbach? Yoyo Terhorst: Goofy, und damit Backside auf den Buckel bei der Holzseite zu fahren und darüber einen Backside 360°-Air. Mein Traummove ist leider am Eisbach nicht realisierbar: Das wäre ein Backside Inverted.
Hast du schon dein perfektes Board für den Eisbach gefunden? Yoyo Terhorst: Ja, aber es ist jetzt leider kaputt. Und ich versuche es kopieren zu lassen. Aber das ist bisher noch nicht zu 100% gelungen. Am besten kommt das Yoyo-Gerry-Buster-Surfboard ran. Vom Fahrstil her bin ich nicht so auf Tricks aus am Eisbach, sondern ich versuche alle möglichen Bewegungen und Moves fürs Surfen im Meer zu üben. Mein Signature-Move ist der vertikale Backside-Turn bei der Holzseite.
Beste Veranstaltung des Jahres in München? Yoyo Terhorst: Ispo, weil da am meisten Sport- und Szenenahes passiert in München. Ja, und natürlich der FUS-Jam.
Beste Partylocation in München? Yoyo Terhorst: Hias` neue Wohnung.
Sponsoren? Teilnahme und Erfolge bei Riversurf-Contests? Yoyo Terhorst: Ich war Judge bei den Munich Surf Open 1999. Sonst habe ich aktiv bei den fus-Jams mitgesurft. Außerdem früher diverse Munich Surf Open und einige Contests in Österreich und der Schweiz. Die richtigen Sponsoren mit den optimalen Verträgen zu finden ist mein Hauptjob bezüglich des Profisurfens. Da bin ich aktuell glücklich mit Rhythm, Nike 6.0, Rockstar, Body Glove, Power Balance, Creatures of Leisure, und natürlich unseren Local Brands vom Eisbach: Buster, Driftwood-Fins und Santo Loco.
Hauptunterschied Riversurfing und Meer? Yoyo Terhorst: Dass man am Meer vertikal und dagegen am Fluss horizontal fährt. Ich sage immer: Am Meer surft man 4D – denn du surfst in 3D und dazu bewegt sich ja auch noch die Welle selbst. Am Fluss steht die Welle; also ist Flusssurfen 3D-Surfen.
Verstehen Meersurfer das Flusssurfen? Yoyo Terhorst: Erst verstehen sie es überhaupt nicht. Wenn man es ihnen zeigt finden sie es cool. Richtig spannend finden Meersurfer den Eisbach erst dann, wenn du ihnen videos mit fetten Tricks zeigst. Überwältigt sind sie, wenn sie selbst mal den Eisbach ausporbiert haben. Da sind sie total überrascht, dass sie das Eisbachsurfen überhaupt nicht auf die Reihe bekommen, egal wie gut sie im Meer surfen. Das können sie nicht glauben, dass Eisbachsurfen so schwer ist. Sogar kaum einer der besten Profisurfer hat es in nur wenigen Tagen auf die Reihe bekommen! Die Welle mitten in München finden wirklich alle echten Surfer total genial. Der Eisbach, alleine schon Erzählungen darüber und hier ein Local Surfer zu sein, das schmiedet viele Freundschaften auf der ganzen Welt. So angesehen ist der Eisbach international. Ein paar Mal habe ich mein Board internationalen Surftouris geliehen, damit sie die Eisbachwelle testen können. Sie waren so glücklich und dankbar, dass mich einige in ihre Heimat an ihren Local Surfspot eingeladen haben. Daraus sind echte Freudschaften entstanden.
Lustigste Fragen von Zuschauern auf der Brücke? Yoyo Terhorst: Oh ja, eine Geschichte: Als ich einmal an der Welle anstand habe ich einen Zuschauer die Zuschauerin daneben fragen gehört, wie denn das mit dem Surfen auf dieser Welle überhaupt funktioniert. Sie hat ihm geantwortet, dass die Surfer unter Wasser so ein Seil mit Haken haben und sobald ein Surfer vom Rand aus auf die Welle springt, dann haken sie sich in dem Seil ein und können sich so auf der Welle halten. Wow – ganz schon viel Phantasie!
Lustiger Schwank vom Eisbach? Yoyo Terhorst: Es gab hunderte super Tage und Abende am Eisbach. Verrückt war definitiv das Surfen in Snowboard-Klamotten für Useless, wo auch Nadine und Dave dabei waren.
Wie siehst du den Eisbach in 10 Jahren? Yoyo Terhorst: Ich glaub dass es dann längst soweit ist, dass Flusswellen im Stile unseres Eisbachs kommerziell gebaut werden – unsere Eisbachwelle als erste seiner Art.
Als Profisurfer: Siehst du dich selbst in 10 Jahren noch am Eisbach? Yoyo Terhorst: Ich wohne dann zwar nicht mehr in München, aber komme als Eisbach-Tourist zurück.
Und zum Abschluß noch? Yoyo Terhorst: FUS FUS FUS
Hier ein kurzer Clip von Mo, der auch einige Rides von Yoyo zeigt:
Münich Prollective by Mo Wollenberg from Yoyo Terhorst on Vimeo.
Willst du wissen, wie das Leben eines Münchner Surfprofis im Detail aussieht? Dann geh an Eisbach: Dort triffst du Yoyo so gut wie täglich! Oder schreibe ihm direkt an yoyo.terhorst @ eisbachwelle.de