Thomas Mayr
Eisbach München River Surfer seit 1985
Als Riversurfer vom Eisbach München nach Spanien ziehen und eine Surfschule am Meer gründen? Genau das hat Thomas Mayr gemacht, einer der ganz frühen Surfer am Eisbach. Wellenreiten hat er 1985 am Eisbach in München begonnen, als die Münchner Surf-Szene noch sehr klein und oft kein Surfer an der Welle war. Ja das gab es früher, eine leere Welle sogar tagsüber am Wochenende! Zum Surfen ist er über andere Sportarten gekommen: Als Student war er „Semi-Windsurf-Profi“ und ab 1978 einer der ganz frühen Snowboarder. Thomas hat als Skitrainer, als Windsurflehrer und dann 19 Jahre lang im Sportmarketing gearbeitet. Sein ganzes Leben dreht sich um Sport. Der Eisbach war Mittelpunkt seines Lebens in München: Fast alle seiner besten Freunde sind vom Eisbach und er hat so manchen beruflichen Termin extra verlegt, um mit ihnen Riversurfen gehen zu können. Jetzt hat er seinen Traum von einer eigenen Surfschule in Andalusien verwirklicht – ein Traum, den ihm der Eisbach in den Kopf gesetzt hat. Als erfahrener Riversurfer und als Trainer weis Thomas genau, wie er und sein Team anderen Riversurfern das Surfen im Meer am besten beibringen können. Für Riversurfer bietet sein Surfcamp sogar Spezial-Kurse an. Der Eisbach bleibt bei ihm immer tief verankert. Und wenn er nicht als Surftourist gerade in München ist, dann unterstützt Thomas Mayr die Interessengemeinschaft der Surfer zur Rettung der Wellen in München oder surft mit seiner Familie im Andalusischen Atlantik. Wie Thomas zum Eisbachsurfen und darüber dann zu seiner Surfschule am Meer gekommen ist und wie es früher am Eisbach zuging, erfahrt ihr hier:
Seit wann surfst du am Eisbach? Ich hab´ 1985 am Eisbach angefangen zu surfen.
Wie kamst du dazu? Ich war damals neben meinem BWL-Studium „Semi-Windsurf-Profi“, wurde von einer Windsurffirma unterstützt und habe in deren Materialkeller ein 6´0 Surfboard gefunden und mir geschnappt. Bei einem Windsurftrip in Südfrankreich hat mir einer erzählt, dass man in München am Eisbach Wellenreiten kann. Ich bin dann mit einem Freund zum Eisbach gegangen; das war im Spätsommer 1985. Bei meinem ersten Versuch bin ich auf der „Baumseite“ gestartet, einmal rübergesurft und auf dem Rückweg frontal an die Mauer gefahren, dass es mich bis hoch zur Wurzel geschossen hat. Der zweite Versuch endete mit dem Oberschenkel auf den Steinen – und das war´s erst Mal für ein paar Wochen. Aber der Virus hat mich gepackt und irgendwann hab ich von der Floßlände erfahren. Dort hab ich dann die ersten Sommer mit vielen guten Freunden verbracht, das Riversurfen gelernt, und ab und zu einen Abstecher zum Eisbach gemacht. Ab 1990 wurde ich mehr und mehr zum Eisbachsurfer, zwischen 1992 und 2000 regelmässig mehrmals pro Woche. Ab 2001 nahm meine Anwesenheit am Eisbach jobbedingt, durch die Gründung einer Familie mit zwei Kids und die langsame Verwirklichung von Auswanderplänen deutlich ab.
Die Auswanderpläne hast du mittlerweile verwirklicht. Aber zurück zu den Jahren, als du noch in München gelebt hast: Was hat der Eisbach und die Welle für dich und dein Leben in München bedeutet? Der Eisbach war Mittelpunkt meines sportlichen und sozialen Lebens. Am Eisbach habe ich fast alle meiner besten Freundinnen und Freunde kennengelernt. Über die langen Jahre gemeinsames Surfen und viele tolle Isar-Hochwasser-Erfahrungen ist mit vielen ein tiefes Vertrauensverhältnis entstanden, das auch ohne häufigen Kontakt bis heute anhält. Das finde ich besonders schön! Und was gibt es besseres als die Jahre, wo wir in der Früh um 6 Uhr durch die leeren Strassen der Stadt gefahren sind und uns dann am Eisbach oder an einer der Brücken bei Hochwasser getroffen haben, um gemeinsam zu surfen!
Vor ein paar Jahren bist du mit deiner ganzen Familie nach El Palmar ans Meer gezogen. Hat die Eisbachwelle dir deinen Kopf dafür freigewaschen? Und kommst du heute noch als Surftourist an den Eisbach nach München? Ohne Eisbach wäre ich jetzt wohl nicht hier im schönen El Palmar in Andalusien! Der Eisbach hat mich zum Surfen am Meer bewegt und den Wunsch ausgelöst am Meer leben und surfen zu wollen. Interessant ist, dass der Eisbach immer in mir verankert ist – ich denke das geht jedem alten Eisbachler so. Ich verfolge alle Vorgänge in der Münchener Riversurfszene mit großem Interesse. In erster Linie fühle ich mich als Eisbachsurfer, dann erst als „Local“ hier in El Palmar. Und wenn ich in München bin, dann geht der erste Weg immer am Eisbach vorbei, einfach nur zum Zuschauen. Reinspringen tue ich eher selten, weil´s mir zu voll ist; aber das Brett hab´ ich immer im Auto, falls gerade mal `ne Lücke ist mit weniger Leuten im Wasser.
Lebensunterhalt: Ich habe BWL studiert, dann 19 Jahre im Sportmarketing gearbeitet, z.T. in Führungspositionen. Daneben war ich Skitrainer, Snowboarder seit 1978, Windsurflehrer usw. Und jetzt habe ich meinen langjährigen Traum realisiert und starte mein La Luz Surfcamp hier in Andalusien. Ich lebe schon seit 2001 hier und finde die Gegend um El Palmar einfach genial für Surfen, Natur, Kultur, uncrowded waves.
Dein Surfcamp ist in El Palmar an der südwest-spanischen Atlantikküste von Andalusien. Was kann der Eisbachsurfer bei dir lernen? Als Surfer, dessen Wurzeln zu 100% aus dem Münchner Riversurfing kommen, kann ich gut beurteilen, welche Fähigkeiten für das Meersurfen man am Eisbach lernt und welche noch trainiert werden müssen. Es ist unglaublich interessant zu sehen, wie viel man am Eisbach für´s Surfen am Meer lernt und wie schnell man dann am Meer dazulernt. Auch meine Surfcoaches hier, die zu den besten Locals der Region zählen, sind immer wieder überrascht, wie gut der „Eisbachsurfer“ oder die „Eisbachsurferin“ am Meer zurechtkommt. Deshalb passen wir unsere Kurse für Eisbachsurfer speziell an, wir bieten eine Art „Schnelldurchlauf“ für Riversurfer. El Palmar ist das einzige Surfrevier auf dem europäischen Festland mit angenehmen Temperaturen im Winter und per Flugzeug leicht zu erreichen, deshalb ideal für Herbst-, Winter- und Frühlingstrips wenn´s am Bach zu kalt ist. Ich bin früher auch schon mal für 3 bis 4 Tage hierher geflogen, um einen Swell mitzunehmen.
Als Riversurfer betreibst du eine Surfschule am Meer. Was ist der Hauptunterschied zwischen Riversurfing und Surfen im Meer? Man kann am Eisbach sehr schnell stehen und schwierige Moves üben und lernen. Riversurfing ist ein super Workout für die Beinmuskulatur; und die braucht man am Meer, um gute Manöver fahren zu können. Aber Riversurfing ist eher eindimensional, weil man am Eisbach Faktoren wie Paddeln, Line up, andere Surfer, Etikette, Take off, Wind, Swellrichtung, Periode, Tides und viele weitere Faktoren nicht vorfindet. Aber sobald ein guter Riversurfer diese einigermaßen beherrscht – und das geht meist viel schneller als bei „normalen“ Einsteigern – kann er am Meer im Line-Up-Ranking schnell aufsteigen.
Wie sieht es mit Adrenalin beim Eisbachsurfen aus? Hey, was hab ich in den ersten Jahren geschwitzt und Bammel vor den Felsen gehabt! Es hat lange gedauert bis ich die Sturztechniken so verfeinert hatte, dass die Wahrscheinlichkeit, die Felsen zu küssen, geringer wurde. Danach waren die Steine kein Thema mehr; ich bin aber sehr lange mit Helm gefahren. Allerdings sind wir deutlich weniger radikal gesurft als die Jungs und Mädels heute am Eisbach. Heute mit all den Aerials etc. ist die Gefahr höher. Deswegen habe ich großen Respekt vor den Top-Leuten am Eisbach! Und die Power der Welle in Relation zu deren geringer Höhe ist einfach einmalig! Sowas gibt´s nicht im Meer. Denn wenn am Meer eine 1-Meter Welle Power hat, dann muss sie schon über nur 30 cm tiefem Wasser brechen und dort würde ich ungern surfen. Hier in El Palmar haben wir im Sommer öfter Mal Sandbänke, an denen kleine Wellen richtig fett und hohl brechen zum Bodysurfen, und das ist super genial.
Hast du fürs Eisbachsurfen schon mal deine besten Freunde vorsätzlich versetzt? Freunde eher weniger, aber schon verdammt viele berufliche Termine verlegt und die Family warten lassen. Aber meine beiden Söhne wären sehr gerne kleine Gerrys, wenn sie in München leben würden.
Wenn du in München bist: Mit wem gehst du am häufigsten Eisbachsurfen? Tja, meine guten alten Buddies sind oft schwer verfügbar. Matthias, Fritz und Markus sehe ich ab und zu am Eisbach, Kerstin und Thilo leben am anderen Ende der Welt, Steff und Olli sehe ich leider sehr selten und ich vermisse den Chris wie wahrscheinlich wir alle!
Wie viele Eisbachsurfer kennst du gut? Ich kenne nicht viele der neuen Garde, weil ich die letzten 10 Jahre das „Hit&Run“ Prinzip gelebt habe am Eisbach: mal schnell 30 Minuten ins Wasser und dann ab zum nächsten Termin. Die Zeit, Leute kennenzulernen, war einfach nicht vorhanden. Ich versuche aber so gut es geht, der IGSM mit Ratschlägen zur Seite zu stehen, und dadurch habe ich „virtuellen“ Kontakt zu Vielen der Szene.
Wie viele aktive Eisbachsurfer schätzt du gibt es insgesamt in München? Ich denke, es sind nicht so viele Aktive, wie wir glauben, aber sehr sehr viele „Sympathisanten“ aus der großen deutschen Surferszene. Ich schätze 250-350 Aktive, die öfter als 3 Mal pro Jahr am Eisbach sind. Aber sicher über 1000, die es machen würden, wenn sie Zeit und Gelegenheit hätten. Und die Bekanntheit des Eisbachs ist weltweit bei den Surfern sicherlich bei über 50%.
Und wie viele, die irgendwann mal ihr Brett im Eisbach gebadet haben? Über die vielen Jahre hinweg 2000-4000!
Als Eisbach-Urgestein erlebst du die Wellenreitszene am Eisbach schon seit Jahren, und jetzt von Andalusien aus mit Distanz – gibt es da Entwicklungen, die dich besonders freuen und andere, die dich nerven? Mich freut sehr dass die IGSM aktiv und professionell zur Rettung der Münchner Wellen beiträgt! In der IGSM arbeiten viele Leute hart und selbstlos für die gemeinsame Sache, ohne sich selbst profilieren zu wollen. So ein System gibt´s in der Welt nur selten. Auch die lokale Surfszene hier in Andalusien war beeindruckt, als ich ihnen von der IGSM erzählt hatte. Denn auch El Palmar ist „bedroht“: Hier sollen Hotelkomplexe und Golfplätze gebaut werden, und das würde diesen einzigartigen Platz mit seiner Natur und den uncrowded Waves sicherlich negativ beeinflussen. Was nervt mich am Eisbach? Eigentlich gar nichts. Natürlich schwärmt jeder von der „guten alten Zeit“, wo Sonntags im Sommer nur 5 Freunde gesurft sind und man Wochentags häufig allein am Eisbach war. Aber die Entwicklung zu mehr crowds ist auch überall am Meer zu beobachten, und wir sollten es allen Newbies gönnen, diesen einzigartigen Sport mitten in der Stadt ausüben zu können.
Neben Surfen liebste Tätigkeit in und rundum München? Frühstück in der Bar Centrale, Radfahren oder Joggen entlang der Isar, Sushi im Shoya, Freunde treffen, Starbucks am Viktualienmarkt, früh raus aus den Federn und Skifahren in den Bergen, Surftrips übers Wochenende nach Varazze. Einfach alles was die Stadt ausmacht zu geniessen. Hier in El Palmar haben wir Landschaft und Natur pur, Nightlife in Conil ist phantastisch, Cadiz und Sevilla sind nicht fern, aber es geht nichts über unser München.
Ist es dir schon passiert, dass der Eisbach im Ausland bereits bekannt war? Andersrum: Es ist mir noch nirgendwo in der Welt passiert, dass man den Eisbach in Surferkreisen nicht gekannt hat. Stop, doch: 1993 waren wir mit südafrikanischen Freunden kurz nach der Beendigung des 16-jährigen Bürgerkriegs in Mozambik Surfen und Fischen und haben dort einen portugiesischstämmigen Surfer getroffen, der kannte unseren Eisbach nicht.
Verstehen Meersurfer das Flusssurfen? Die meisten Meersurfer haben darüber ein gesundes Halbwissen. Sie verstehen meist die Physik dahinter nicht und vor allem glauben sie nicht, dass der Eisbach eine satte Portion Power hat. Aber das ändert sich im Zeitalter von Facebook, Youtube, Google sehr schnell.
Welche Profisurfer und Stars hast du schon am Eisbach gesehen? Ganz ehrlich: Noch keinen, außer in youtube. Irgendwie ist der PR-Trubel an mir vorübergegangen. Ich bin überhaupt kein „PR-Gegner“ und finde es völlig ok, dass „Keep Surfing“ gemacht wurde und viele PR-Aktivitäten mit Stars und Pro-Surfern während der ispo oder anderen Events stattfinden. Denn wie man an „Rettet die Eisbachwelle“ und Björns Film sieht kann PR auch positives bewirken, nämlich eine politische und öffentliche Lobby für´s Surfen in München schaffen und dadurch den Eisbach retten! Und die echten Stars sind in meinen Augen die Locals, die am Eisbach einen super sportlichen Level zeigen.
Was geht dir durch den Kopf, wenn du jemanden mit Neo & Board unterm Arm durch München ziehen siehst? Da kommen in mir schlagartig viele positive Erinnerungen hoch, so als ob man einen bestimmten Geruch, wie Kuchen der Oma oder ähnliches, aus seiner Kindheit wieder riecht. Und dann gibt´s folgende Reaktion: „I wanna be there!“
Was würde wohl deinen Kindern dabei durch den Kopf gehen? Meine beiden 9-jährigen Jungs (Zwillinge) sind totale Fans vom Eisbach; sie sind mit Fotos und Geschichten vom Eisbach aufgewachsen, kennen Matthias, Kerstin, Tilo, hören Erinnerungen an Chris. Und Gerry ist deren Idol, obwohl sie ihn nur von einem kurzen Gespräch an der Floßlände und aus Magazinen kennen. Hey Björn, wann kommt die Keep Surfing DVD für meine Jungs raus?!
Lustigste Kommentare von Zuschauern auf der Brücke am Eisbach? Wir von der Ü-40 Fraktion tendieren meist dazu, etwas länger und mit weniger spektakulären Moves zu fahren. Viele Zuschauer sagen dann: „Schau mal: Der fährt viel besser, weil er sich länger auf dem Brett halten kann als der andere, der immer so komische Sprünge macht und dann sofort reinfällt.“
Lustiger Schwank vom Eisbach? Nett war die Phase, wo jeder „Erwachsene und vernünftige Eisbachsurfer“ mit diesen kleinen ferngesteuerten Fliegern auf dem Parkplatz gespielt hat und die Dinger sonstwohin geflogen sind (ja ja Sumo…). Da hat man die Surfer mal einen Sommer lang mehr in den Bäumen rumkraxeln gesehen als im Wasser. Surfer und Eisbachler sind einfach lebendig und lassen sich nicht vom täglichen „Rat Race“ einfangen; deshalb ist´s immer lustig dort zu sein!
Du willst auch Surfen lernen? Hier gibt´s alle Infos zum La Luz Surfcamp von Thomas Mayr:
- www.laluzsurf.com
- http://www.facebook.com/home.php?#!/pages/La-Luz-Surfcamp/121781161179598?ref=ts
- Direkter Draht zu Eisbach Local Thomas: thomas.mayr @ eisbachwelle.de