Nico Meisner
Local River Surfer seit 1995
Der Eisbach beeinflusst sein Leben seit Jahren – von der Gründung der Local Brand Buster Surfboards bis zur Moderation der Munich Surf Open. Eine Stunde Eisbachsurfen und schon ist sein Kopf wieder frei!
Seit wann bist du am Eisbach? Denke das erste Mal versucht hab ich das Eisbachsurfen 1995. Regelmäßig surfe ich seit 2003 am Bach.
Wie kamst du dazu? Dass ich irgendwann am Eisbach landen würde war klar, als ich nach München gezogen bin. Ich bin Ende der 80er in Münster groß geworden, das damals Nabel der europäischen Skateboardwelt war. Ich wurde also in zartester Jungend schon sehr stark vom Boardsport geprägt. In jedem meiner Lebensabschnitte stand immer ein anders Brett in Vordergrund. In der Schule war es das Skateboarden, während des Studiums das Snowboarden und nun ist es das Surfen.
Was bedeutet der Eisbach und die Welle für dich und dein Leben in München? Eisbach bedeutet für mich ein großes Stück Lebensqualität. Als ich angefangen habe zu Surfen, war ich sofort angefixt. Ich könnte mir momentan nicht vorstellen irgendwo zu leben, wo man gar nicht surfen kann. Natürlich ist der Eisbach und die Szene auch die Lebensader und Inspiration für Buster. Ohne den Eisbach und die Münchner Surfszene gäbe es auch kein Buster.
Und das Adrenalin beim Eisbachsurfen? Die Welle nimmt mich so ein, dass ich beim Surfen nichts außer der Welle spüre, auch keine Adrenalinschübe. Meditieren und Eisbachsurfen haben da was gemeinsam. Eine Stunde auf der Eisbachwelle kann den Kopf richtig freiblasen.
Hast du fürs Eisbachsurfen schon mal deine besten Freunde vorsätzlich versetzt? Geht eigentlich nicht, weil ich mich ja mit meinen besten Freunden meist am Eisbach verabrede. Außerdem sind die besten Freunde und die Familie das wichtigste was man im Leben hat. Die sollte man nicht versetzen.
Neben Surfen liebste Tätigkeit in und um München? Im Sommer Biergarten und daheim grillen, im Winter auch gerne in die Berge.
Lebensunterhalt? Ich arbeite hauptsächlich als Freiberufler in einer Werbeagentur. Daneben gibt’s noch die Firma Buster Surfboards, die neben den Boards noch Marken wie Creatures, Sticky Bumps und Surfco Hawaii im deutschen Vertrieb hat. Ausserdem ist Buster noch die deutsche Agentur von Suddenrush Surftravel. Bei uns kann man zum Beispiel Reisen in die Surfcamps von Exil-Eisbachsurfern buchen. André hat ein Surfcamp auf Sri Lanka, Mick in Panama und Sigi auf Fuerteventura.
Wie ist das zeitlich mit Eisbachsurfen vereinbar? Ich hab meine festen Zeiten am Wochenende wo ich am Bach bin. Die sind gesetzt. Dann ist das Büro der Agentur und das Boardlager in der Nähe der Floßlände, so dass ich im Sommer öfters einen Mittagssurf dort mache. Ansonsten ist es recht schwierig, ich arbeite schon recht viel und hab mittlerweile auch Familie.
Surfst du nachts? Leider sehr selten. Fehlt mir einfach die Zeit dazu.
Surfst du im Winter? Es gab schon milde Winter, da bin ich komplett durchgefahren. Diesen Winter bin ich dann ausgestiegen als es zweistellige Minusgrade hatte. Aber normal ist spätestens Ende Februar der Leidensdruck so groß, dass ich wieder einsteige.
Mit wem gehst du am häufigsten Eisbachsurfen? Meine Eisbachbuddys sind Andy Bode und Rupert Mayer. Normal pack ich immer auch die ganze Familie ein und treffe dann Katja und meine Kinder später am chinesischen Turm.
Wie viele Eisbachsurfer kennst du gut? Das dürften so zwei/drei Dutzend sein. Heute in Zeiten der Social Networks wie Facebook stellt sich aber auch die Frage was man unter gut kennen versteht. Manche Leute lernt man ja erst gut kennen, weil sie da wirklich alle Details ihres Lebens posten.
Wie viele schätzt du gibt es insgesamt in München? Ganz schwierig zu sagen. Kann gut sein, dass das an die 500 sind.
Du erlebst die Wellenreitszene am Eisbach schon seit Jahren – gibt es da Entwicklungen die dich besonders freuen/nerven? Der Umgang allgemein ist definitiv angenehmer geworden und die Szene toleranter. Trotzdem denke ich, dass sich die Szene für jeden Neuling ziemlich unnahbar anfühlt. In den letzten Jahren haben die Surfer angefangen sich zu organisieren, sei es in Crews oder in einer Interessensgemeinschaft. Am meisten freuen würde ich mich, wenn alle Surfer die die selben Ziele verfolgen auch am selben Strang ziehen würden. Am meisten würde ich mich nerven, wenn eines Tages lauter Idioten mit Helm, Auftriebsweste , Short überm Neo und Plastikbrettern den Bach verstopfen würden.
Ist es dir schon passiert, dass der Eisbach im Ausland bereits bekannt war? Ich bekomme dauernd mails über die Buster Webseite von Leuten aus dem Ausland die einen Urlaubsstop in München planen und anfragen, ob man bei uns Surfboards für den Eisbach leihen kann.
Welche Profisurfer und Stars hast du schon am Bach gesehen? Schon einige. Der beeindruckendste für mich war Vincente Lizzarazu, der wohl erfolgreichsten Fussballer der 90er (Europameister, Weltmeister, Champions League Gewinner). Der kam an den Bach und wollte es richtig wissen und hat tagelang trainiert, bis es halbwegs geklappt hat.
Was geht dir durch den Kopf, wenn du jemanden mit Neo & Board unterm Arm durch München ziehen siehst? Gehört mittlerweile zum Stadtbild dazu. Interessant ist aber, dass man immer wieder Leute mit Surfboard sieht, die man vorher noch nie am Eisbach oder an der Floßlände gesehen hat.
Was würde wohl deiner Mutter/Eltern dabei durch den Kopf gehen? Die würden mich wahrscheinlich fragen, ob ich denjenigen kenne. Die wissen ja womit ich mein Geld verdiene.
Was ist dein favorite Move am Eisbach, den du stehst? Und welcher Traummove? Mit den technischen Moves bin ich nicht so vorne dabei. Ich hab mal eine Zeit lang rumprobiert, mir aber dann oft weh getan oder Finnen rausgebrochen. Ich steh mehr auf schnelle Lines fahren und Spray generieren. Wenn ich da einen Wunsch frei hätte, würde ich den Style vom Tao und vom Matthias in mir vereint haben wollen.
Hast du schon dein perfektes Board für den Eisbach gefunden? Ich probier pro Jahr sicher so um die 20-30 verschieden Boards am Eisbach aus und bin absoluter Fan von dem E-Type, dass Gerry und Yoyo für Buster entwickelt haben. Würde mir jemals ein Board unter die Füsse kommen, das besser fährt, würde ich mir es sofort schnappen und nachbauen lassen.
Beste Veranstaltung des Jahres in München? Das war 2009 unsere 10 Jahres Feier, die wir im Sommer im Ampere gefeiert haben. Ansonsten ist natürlich die ISPO immer ein Highlight, weil dann die ganze Sportbranche mal in München ist.
Teilnahme und Erfolge bei Riversurf-Contests? Auh weh. Ich bin ein Mal die ganze Tour mitgefahren. Bremgarten, Silz und Munich Surf Open. Mein bester Platz war Rang sieben bei den Munich Surf Open. In Bremgarten wurde ich im Teamwettbewerb mit meinen Buddys Andy und Rupert letzter. Seid ein paar Jahren moderiere ich die Munich Surf Open. Das kann ich glaub ich besser, als bei Contests scoren.
Hauptunterschied zwischen Riversurfing und Meer? Definitiv das Paddeln. Beim Meersurfen muss man sich manchmal jede Welle so was von hart erarbeiten.
Verstehen Meersurfer das Flusssurfen? Wie finden sie die konstanteste Welle der Welt im Zentrum Münchens? Ich denke für viele ist es kein ernstzunehmendes Surfen und sie finden es manchmal witzig und manchmal auch übertrieben, was da an Szene und Surfshops herum gewachsen ist. Aber bei jedem kommt der Respekt, wenn er es mal live gesehen, oder es mal selber ausprobiert hat.
Lustigste Fragen von Zuschauern auf der Brücke? Eigentlich Fragen immer alle nur wie kalt das Wasser ist – aber mich haben auch mal zwei Teeniemädels gefragt, ob ich wüsste wo der Paul (Günther) abends denn so hingeht.
Lustiger Schwank vom Eisbach? Einmal kam ein Typ an, wie aus dem Ei gepellt. Er hatte ein nagelneues Board und ein neuen Neo. An dem Board hat eigentlich alles gestimmt, es waren teure Finnen dran und auch ein großer Quiksilversticker auf der Nose. Dummerweise hatte er sein neues Board überhaupt nicht gewachst. Immerhin hat der dann – natürlich völlig erfolglos – fast eine Stunde lang versucht zu surfen. Danach war er und sein Board ziemlich angeschlagen und er ist wieder gegangen. Seitdem ist er meines Wissens nie wieder am Bach aufgetaucht.